Für manche ist Lana seit etlichen Jahren so etwas wie die Kulturhauptstadt Südtirols, nicht etwa da die Marktgemeinde über besondere Kulturhäuser und Institutionen verfügt, sondern vielmehr aufgrund ihrer Bewohner*innen. In Lana leben einige Kulturschaffende, die sich auch vor Ort engagieren und Initiativen ins Leben gerufen haben.
Jährlich im Mai geben sich diese Organisationen das Stelldichein und bespielen mit Musik, Literatur, Kunst und Performance die Gemeinde Lana, die somit zum Treffpunkt für Kulturinteressierte aus dem gesamten Land wird.
Vor über 30 Jahren ist der Verein der Bücherwürmer, heute bekannt als LiteraturLana von Sprachinteressierten rund um den renommierten Dichter Oswald Egger entstanden. Der Litertaturverein stellt seit damals in verschiedenen Formaten die Sprache sowie das Gespräch und die Reflexion darüber in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Dementsprechend schert die Institution immerzu in die Grenzbereiche der Literatur aus, in die Theorie, Philosophie oder Kunst. Zu Gast sind bei Veranstaltungen rund ums Jahr Autor*innen, Dichter*innen und Denker*innen des überregionalen und internationalen Raums, wie etwa Herta Müller, Péter Esterhàzy, Ann Cotten, Michael Krüger, Friederike Mayröcker usw. 2020 sind unter anderem die Büchnerpreisträgerin Terezia Mora, Esther Kinsky und Cécile Wajsbrot zu Gast in Lana.
Lana meets Jazz hingegen ist ein mehrtägiges Jazzfestival, das traditionell Anfang Mai abgehalten wird. Gründer*innen, sowie künstlerische Leiter*innen sind die in Lana lebenden Saxophonistin Helga Plankensteiner und der Komponist und Pianist Michael Lösch, die vor allem in der italienischen Jazz-Szene mit verschiedenen Formationen wie etwa „Helga Plakensteiner & Plakton“, „El Porcino Organic“ oder „Revensch“ sehr erfolgreich sind. Seit neun Jahren konzipieren sie das Festival bei dem die musizierende Jugend, meist als Vorgruppe, zu nationalen und internationalen Stars auftreten.
Einen ganz anderen Fokus verfolgen die Bildhauer*innen Erika Inger und Wolfgang Wohlfahrt, die zwischen Lana, Kärnten und Wien pendeln. Sie haben über die letzten 20 Jahre mit viel Einsatz und Ausdauer den Südtiroler Skulpturenwanderweg angelegt und sich letzthin intensiv mit Soundskultpuren und performativen Praktiken beschäftigt. Ihr Verein Lana Art feiert in diesem Jahr sein 20ig jähriges Jubiläum mit einer groß angelegten Ausstellung im historischen Ansitz Schaller, wo Erika Inger ihr Atelier betreibt. Neben der Ausstellung von Arbeiten aller am Skulpturenwanderweg beteiligen Künstler*innen werden auch ein Skulpturenpicknick, eine Lesung in Kooperation mit LiteraturLana und ein Konzert veranstaltet.
Eine jüngere, aber bereits stark international verflochtene Einrichtung ist die Kunsthalle West in der Industriezone Lana. Initiatoren der 200 m² großen Kunsthalle sind die Künstler Ulrich Egger und Arnold Dall'O. Beide haben ihre Ateliers im Eurocenter genannten Gebäude in der Industriezone. Als dort eine Halle frei wurde haben sie kurzerhand eine Kunsthalle eingerichtet. Diese befindet sich im 2ten Stock des Gewerbebaus und ist über eine geschwungene Rampe auch mit dem Auto erreichbar. Durch ihre besondere Lage und das spezielle, auf große Skulpturen und Installationen ausgelegte Programm hat sie sich die Kunsthalle West schnell als trendiger Treffpunkt – vor allem während der Vernissagen – etabliert.
Die wohl eigenwilligste und am schwersten fassbare Kulturinitiative in Lana hingegen ist LanaLive. Das Ende Mai stattfindende 10tägige Festival ist thematisch ausgerichtet, d.h. es setzt jedes Jahr einen unterschiedlichen Themenschwerpunkt und untersucht diesen mit kulturellen und künstlerischen Mitteln. Die breit angelegte Auseinandersetzung mit dem Territorium aus verschiedenen, alternativen Blickpunkten steht dabei im Mittelpunkt. Das Festival hat sich in den letzten Jahren etwa mit den Wohnsiedlungen, der Straße auf dem Gampenpass, den Kirchen, der Industriezone usw. beschäftigt. Künstlerischer Leiter von LanaLive ist Hannes Egger. Als Künstler fällt er immer wieder mit seinen stark konzeptionellen Projekten auf, letzten Jahr etwa hat er während der Biennale von Venedig einen Hochgebirgsbiwak nach Venedig gebracht und auf der Insel San Servolo installiert.