„Im Anfang war das Wort.“ Kann man das Portrait eines eher weltlichen Künstlers mit einem Zitat aus dem Johannesevangelium beginnen? Bei der Annäherung an Hannes Egger drängt sich dieser Satz beinahe auf. Das gedachte und geschriebene Wort als Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit der Welt, als Beginn eines künstlerischen Prozesses. Hannes Egger, Jahrgang 1981, studierte zunächst in Wien und Rom Philosophie und kam zur Kunst, weil er „keine Lust mehr hatte, Bücher zu lesen“. Das geschriebene Wort war ihm zu eindimensional, trotzdem ist er den (Schrift-)Zeichen treu geblieben. Künstlerisch verortet er seine Herkunft in der Zeichnung und zeichnen hat mit Zeichen zu tun – Zeichen verbinden sich zur Sprache, und schon sind wir wieder beim Wort.
Hannes Egger ist Konzeptkünstler, seine Arbeiten sind zumeist Installationen. Dreidimensionale Objekte, die den Betrachter mit einbeziehen, ihn aus der Beobachterrolle herausholen und selbst zum Performer werden lassen. So wie bei „The Artist is absent, perform yourself“. Die Installation besteht aus einem Podium, einer kleinen Bühne oder einer Art Tanzboden und fordert den Betrachter mit Handlungsanweisungen dazu auf, selbst als Aktionskünstler tätig zu werden. Manchmal beobachtet eine Kamera den spontanen künstlerischen Ausdruck, manchmal dokumentieren Fotos das Geschehen und nicht selten schlüpft der Künstler selbst in die Rolle des Beobachters. „Mir gefällt diese beobachtende Haltung“, sagt Egger und meint damit auch den partizipativen Ansatz seiner Arbeiten. Er nennt sie „verpackte Fragen“ oder „künstlerische Forschungen, bei denen das Ergebnis nicht das ist, was ausgestellt wird“. Am Anfang steht immer ein Gedanke oder eine Idee, die im Laufe der „Forschungsarbeiten“ zu einem Konzept heranwächst, in dem oft auch etwas Ironisches und Verspieltes steckt. Erst durch die Interaktion mit dem Publikum entstehen letztlich die Antworten auf Eggers künstlerische Fragen. „Das muss nicht durch Sprache oder Zeichen geschehen, sondern kann auch eine Bewegung oder ein Umgang mit einer Installation sein“, sagt er.