Langsam, aber sicher zieht der goldene Herbst über die Berge, Wälder und Wiesen des Burggrafenamtes. Die Tage werden kürzer, die Luft klarer,
die Strahlen der Sonne spürbar sanfter. Und wo bis vor kurzem sattes und saftiges Grün die Sicht dominierte, breitet sich nun langsam aber
konsequent ein beruhigender Flickenteppich aus orangen und roten, gelben und rostbraunen Farbtönen aus. Es sind die ersten, zaghaften Vorboten
der sich anbahnenden kalten Jahreszeit, in der Körper, Geist und Natur zur Ruhe kommen, Altes vergeht und Neues entsteht.
Doch halt, noch ist es nicht soweit. Der Herbst wartet mit genügend Arbeit auf. Das Vieh wird von den Weiden zurück ins Tal gebracht, das Herbstgemüse vom Feld in den Keller geholt, im Garten reifen Kaki und Feigen, Obstbauern klauben Äpfel und Birnen von den Bäumen und Nüsse vom Boden und die Weinbauern beginnen
mit dem Wimmen der Trauben in den Hängen rund um Lana. Müdigkeit macht sich breit und heimliche Vorfreude auf das, was kommt, wenn sich das letzte Weinlaub goldgelb färbt und sich die Keller der Bauern in Lana, Völlan, Tscherms, Burgstall und Gargazon mit Trauben füllen. Es ist Südtirols „fünfte Jahreszeit“, die Törggelezeit, die nun beginnt. Mit ihr einher geht der Auftritt eines ganz besonderen kulinarischen Sterns, einst Grundnahrungsmittel der bäuerlichen Bevölkerung in Notzeiten, heute Herbstdelikatesse mit dem Potenzial, sich immer wieder neu zu erfinden: die Kastanie