„Big Apple“im Apfeldorf
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„Big Apple“im Apfeldorf

Helga Plankensteiner und Michl Lösch sind Fixpunkte in Südtirols Musiklandschaft. Der Pianist und die Saxofonistin und Sängerin sind seit mehr als 25 Jahren nicht nur musikalisch ein Paar. Ihre Kinder sind ihre gemeinsamen Projekte, allen voran das Festival „Lana meets Jazz“.

Was ist das Besondere an „Lana meets Jazz“?
Helga Plankensteiner: Es ist ein Festival, das jedes Jahr neu entsteht und bei dem es nicht nur um Musik, nicht nur um Kultur, sondern auch um Jugendförderung geht. Das gibt es nicht so oft und es hat natürlich auch damit zu tun, dass ich an der Musikschule unterrichte und viele Kollegen beim Festival mitmachen.
Michl Lösch: Es ist einfach eine gute Mischung, eine echte Synergie.
Helga Plankensteiner: Wir planen nie lange im Voraus, sondern lassen den Dingen ihre Eigendynamik. Es braucht immer die richtige Energie, es dürfen sich keine Selbstverständlichkeiten entwickeln. Bei uns kommt die Energie zu einem großen Teil von den Schülern. Denn dieses Festival ist überhaupt nur für sie und mit ihnen entstanden, als Möglichkeit, vor Publikum aufzutreten und gemeinsam mit professionellen Musikern zu spielen.

Wie seid ihr eigentlich zum Jazz gekommen?
Michl Lösch: Mir war die Klassik immer ein bisschen zu langweilig, ich wollte schon immer improvisieren und einfach drauflosspielen. In meiner ersten Band haben wir dann Fusion gespielt, eine Mischung aus Jazz und Rock. Später haben wir uns immer weiter in Richtung Jazz entwickelt. Damals gab es kaum Möglichkeiten, Jazz zu studieren; ich bin deshalb nach Mailand zu Franco D’Andrea gegangen und nach Graz, erst später gab es auch an anderen Orten Workshops. Um Jazz zu hören oder auch nur um Jazz-Platten zu kaufen, ist man bis nach Bologna, Mailand oder München gefahren. Nur langsam hat sich auch hier eine Szene entwickelt, zuerst in Meran, Bozen und Brixen mit Auftrittsmöglichkeiten in Bars und Pubs. Mittlerweile gibt es verschiedene Festivals und an jedem Konservatorium auch Jazz-Klassen.
Helga Plankensteiner: Ich habe den klassischen Werdegang über den Kirchenchor und über die Musik-Kapelle gemacht, wo ich Klarinette gespielt habe. Später habe ich in Innsbruck und Mailand Gesang studiert und bin nach New York gegangen. Erst danach hab ich begonnen, ernsthaft Saxofon zu lernen, zunächst in Workshops und indem ich viel Musik gehört habe, später auch über einen regulären Abschluss am Konservatorium.
Wie bringt ihr eure vielen unterschiedlichen Projekte – ihr komponiert, spielt in verschiedenen Musikformationen, unterrichtet, seid die künstlerischen Leiter der Konzertreihe „All that Music …!“ in Bozen – unter einen Hut?
Helga Plankensteiner: Man vernachlässigt seine Familie und seine Freunde!
Michl Lösch: Man muss sich einfach immer auf das konzentrieren, was man gerade vor sich hat. Wenn eine Komposition ansteht, dann muss man sich eben einige Wochen voll darauf konzentrieren.
Helga Plankensteiner: Wenn man dagegen zu Bandprojekten eingeladen wird, ist das immer sehr entspannt und schön, weil man sich um nichts kümmern muss, sondern sich auf das Spielen konzentrieren kann. Schwieriger ist es mit den eigenen Projekten, die man selber schreiben, organisieren und auch vermarkten muss.

Gibt es Steckenpferde in eurer Arbeit? Also Dinge, die euch besonders liegen, und solche, die ihr nicht so mögt?
Michl Lösch: Steckenpferde sind natürlich die eigenen Projekte. Wenn ich meine Musik von anderen gespielt höre, dann ist das schon toll. Nicht so toll ist es, vor Menschen zu spielen, die nicht wirklich an der Musik interessiert sind, wo kein Funke überspringt.
Helga Plankensteiner: Für mich ist es nicht mal so wichtig, dass die Leute wirklich zuhören, es muss nur energetisch stimmen. Und das spürt man sofort.
Kultur Highlights
Lana Meets Jazz
Lana Meets Jazz
Jazzfestival in Lana
Wie wichtig ist das Unterrichten, das ist ja einerseits Brotberuf, aber sicher nicht nur?
Helga Plankensteiner: Nein, sonst müsste ich sofort damit aufhören. Unterrichten kann man nur, wenn man es wirklich will. Und wenn die Schüler wollen, das heißt, wenn sie offen sind, üben und es Erfolgserlebnisse gibt. Sonst wird der Lehrberuf sehr mühsam. Ich gebe in meiner Arbeit alles weiter, was ich weiß, und das ist sehr schön. Musik machen und unterrichten gehören für mich zusammen – wenn ich nicht mehr Musik mache, kann ich auch nicht mehr unterrichten.
Michl Lösch: Mein Brotberuf war lange die Architektur, kontinuierlich unterrichtet habe ich daher nie, dazu wäre ich auch nicht der Typ. Ab und zu macht’s aber Spaß: Seit kurzem leite ich monatliche Jazz-Workshops in Meran und in Brixen die Klavierwerkstatt.

Ihr seid beide in der Welt herumgekommen, wart in Mailand und New York, habt internationale Preise gewonnen, arbeitet mit Jazzgrößen aus aller Welt zusammen. Was hält euch in Lana?
Helga Plankensteiner: Lana ist Heimat. Ich unterrichte in Lana und die Welt läuft uns nicht weg.
Michl Lösch: Die verschiedenen Projekte, an denen wir beteiligt sind, bringen uns ja auch immer wieder in die Welt hinaus oder wir holen mit unseren eigenen Projekten die Welt zu uns.
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