Ein weiter Weg: Haflinger Transportgeschichte(n) Ein weiter Weg: Haflinger Transportgeschichte(n) Ein weiter Weg: Haflinger Transportgeschichte(n)

Ein weiter Weg: Haflinger Transportgeschichte(n)

Bis in die frühen 80er, als endlich die Straße von Meran nach Hafling gebaut wurde, war das Hochplateau unterm Ifinger lediglich mit einer Seilbahn zu erreichen, die zwischen 1923 und 1984 Einheimische und Gäste von Obermais nach St. Kathrein brachte. Luis Reiterer, von 1974 bis 1980 Bürgermeister von Hafling, wirft einen Blick zurück.

Als 1923 die Schwebebahn von Obermais nach St. Kathrein ihren Dienst aufnahm, war dies eine technische Sensation. Dem Ingenieur Luis Zuegg aus Lana war es gelungen, die 2.300 m lange Strecke infolge einer strafferen Führung der Seile mit nur drei Zwischenstützen zu überbrücken. Ein Pionierwerk, das einschneidende Veränderungen in der Beförderung von Mensch und Material zur Folge hatte. Bis dato war nämlich ein steiler Steinplattenweg die einzige Verbindungsmöglichkeit zwischen Hafling und Meran. Mit Saumtieren und primitiven Transportmitteln brachten die Bauern das Holz und das Vieh vom Tschögglberg hinab ins Tal, um es auf den Märkten zu verkaufen. Ein mühsames Unterfangen, das mitunter auch mehrere Tage dauern konnte – je nachdem, in welcher Entfernung der jeweilige Markt gerade stattfand. Dann gab es die Botinnen. Meist waren es ledige Frauen oder Witwen, die sich mit dem Transport von Waren zwischen Hafling und Meran ein Zubrot verdienten. In einem Rückenkorb, der bis zu 30 kg und mehr wiegen konnte, trugen sie Eier oder Butter ins Tal und brachten Waren, die nicht auf den Höfen hergestellt wurden – wie zum Beispiel Knöpfe, Kaffee oder Zucker – von Meran hinauf auf den Berg. Für das „Grobe“, wie schweres Baumaterial oder Vieh, das den beschwerlichen Weg bergab nicht gehen konnte, gab es eine Materialseilbahn, die auch noch nach dem Bau der Personenseilbahn parallel zwischen Obermais und St. Kathrein verkehrte. Als 1933 die Straße von Hafling nach Falzeben eröffnet wurde und es in den Jahren darauf immer mehr Fahrwege auf dem Tschögglberg gab, fand – Materialseilbahn sei Dank – auch so manche Vespa ihren Weg hinauf aufs Plateau. Überhaupt war man in Hafling und Umgebung schon immer sehr erfinderisch, wenn es um das Thema Transport ging. Luis Reiterer erinnert sich noch gut daran, wie einst der erste Linienbus mit 40 Sitzplätzen von Meran nach Hafling befördert wurde: „Sepp Greiter, Chef der Firma Klammsteiner, war gewillt, den Bus auf dem alten Fußweg mit einem Bagger und einer Seilwinde hochzuziehen. Um das zu schaffen, mussten teilweise Begrenzungsmauern und Zäune abgebrochen und sogar kleine Felssprengungen vorgenommen werden. Zug um Zug, Tag für Tag, arbeitete man sich nach oben und – man mag es kaum glauben – nach etwa einer Woche kam der Bus tatsächlich heil und mit nur wenigen Kratzern und Dellen in Hafling an.“

Die zunehmend bessere Erreichbarkeit veranlasste immer mehr Bürger von Meran und Umgebung die Ortschaften unterm Ifinger aufzusuchen. Die Fahrt mit der Seilbahn war jedoch nicht für jeden erschwinglich, denn zur damaligen Zeit kostete eine Berg- und Talfahrt 5 Lire. Eine stolze Summe, wenn man bedenkt, dass für eine Tagschicht im Schnitt 7-8 Lire gezahlt wurden. Umso mehr freute man sich über die Einführung der sogenannten „Haflingerstunde“, die es den Einheimischen ermöglichte, um 8.00, 12.00, 14.00 und 17.00 Uhr ein vergünstigtes Ticket zu kaufen. Und damit auch die Meraner Geschäftsleute an den Wochenenden nach Ladenschluss ihr Feriendomizil am Tschögglberg erreichen konnten, legte die Bahn an den Samstagabenden um 20.30 Uhr noch eine Sonderschicht ein.
Tourismusverein Hafling-Vöran-Meran 2000 | 25.07.2024
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