Der Waalweg in Marling ist mit 12 km der längste im Meraner Talkessel. Zwischen Töll und Lana sichert er die Bewässerung auf rund 300 ha Wiesen und Äckern. Sein Bau in der Mitte des 18. Jahrhunderts geht auf das Kartäuserkloster Allerengelberg im Schnalstal zurück.
1619 hatten die Kartäuser den Gojenhof in Marling gekauft, für ihren Bedarf an Wein. Über 100 Jahre später gingen sie daran, zur Bewässerung der Reben einen Waal anzulegen – von der Etsch den gesamten Marlinger Berg entlang. Die Kartäuser waren im Waalbau erfahren. Sie hatten bereits einige ihrer Klosterhöfe im Schnalstal über Kanäle und Rinnen mit Wasser versorgt.
Der Bau des Waales war dennoch viel schwieriger als erwartet, besonders auf dem ersten Kilometer durch steilen Fels. Als 1737 die Arbeiten begannen, wurde mit Kosten von 12.000 Gulden gerechnet. Der Bau dauerte 19 Jahre und kostete am Ende 80.000 Gulden. Ohne die Hilfe der Gemeinde Marling hätte die Klosterverwaltung den Waal wohl nie zu Ende gebaut.
1897 ging an der Töll ein Wasserkraftwerk in Betrieb. Seitdem fließt das Wasser auf den ersten 800 Metern unterirdisch durch den Berg. Der alte Waal ist aber noch zu sehen. Früher waren an dem Kanal bis zu drei „Waaler“ beschäftigt. Sie mussten dafür sorgen, dass das Wasser nie ausblieb. Ihr Alarmsystem funktioniert noch heute: Ein an einem Wasserrad befestigter Hammer schlägt bei jeder Umdrehung auf eine Schelle. Bleibt der regelmäßige Klang der Schelle aus, bedeutete das: Kein Wasser mehr. In diesem Fall machten sich die Waaler schnell auf den Weg, um nach der Ursache zu suchen. Für die Nacht und bei Gewittern stand ihnen eine dieser Waalerhütten zur Verfügung.