Elisabeth Kössler


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Sie ist am glücklichsten, wenn sie bei ihren Pflanzen ist. Die studierte Gartenbau-Ingenieurin und Permakultur-Gärtnerin Elisabeth Kössler sorgt mit ihren Pflanzen und Samen dafür, dass auch weiterhin samenfeste Sorten in Gärten und Äckern wachsen können. Die angebotene Vielfalt raubt uns den Atem; seien es die über 38 Tomatensorten, die rund 20 verschiedene Bohnensorten, Raritäten wie Erdmandeln oder Knollenziest oder etliche Blumensorten, die immer schon Teil der Bauerngärten waren. Ihr Betrieb in Gratsch? Nichts anderes als ein kleines Paradies!
Sie sind Spezialistin für samenfestes Saatgut und Jungpflanzen, seit 2011 arbeiten Sie mit den Grundsätzen der Permakultur. Warum liegt Ihnen die Aufzucht und Vermehrung so sehr am Herzen?

Für mich ist wichtig, meinen Kunden (und auch mir selbst) mit meinem Saatgut und Pflanzen etwas in die Hand geben zu können, damit sie sich daraus nahrhaftes und schmackhaftes Gemüse anbauen können. Dies ist die Grundlage für eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise, was für mich ein wichtiger Teil meines Lebens ist: Gut und gesund essen.


Das Studium als Gartenbau-Ingenieurin war eher ernüchternd, sagen Sie. Warum?

Im Studium haben wir nur den konventionellen Anbau kennenlernen dürfen. Auch über Saatgutvermehrung haben wir kaum etwas erfahren.


Sie sind mit Ihrem Betrieb seit 2018 in Gratsch. Was geht hier im Vergleich zum vorherigen Standort im Sarntal auf 1.000 Metern Meereshöhe besser? Was lief nicht so gut? Gab es beim Standortwechsel Unvermutetes, das Sie überraschte?

Hier kann ich verschiedenes Gemüse, das mehr Wärme braucht, wie Paprika, Melanzane, u.a. viel leichter vermehren, dagegen habe ich jetzt in der tieferen Lage Schwierigkeiten bei der Saatgut-Vermehrung von Kohlgemüsen, Ackerbohnen oder auch den Feuerbohnen, um ein paar Beispiele zu nennen. Bei dem Standortwechsel von meiner Permakultur zu einer biologisch bewirtschafteten Ackerfläche wurde mir so richtig bewusst, was den Unterschied zwischen Bioanbau und Permakultur ausmacht, denn ich fand einen eher humusarmen und großteils verdichteten Boden vor.
Auch die Saatgutvermehrung ist nicht immer einfach. Nennen Sie uns ein paar Beispiele, wo fundiertes Wissen notwendig ist, um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden?

Bei der Saatgutvermehrung ist wichtig zu wissen, welche Gemüse Selbstbefruchter, welche Fremdbefruchter sind. Selbstbefruchter sind relativ unkompliziert zu vermehren, wohingegen man bei den Fremdbefruchtern aufpassen muss, dass ja keine Verkreuzungen passieren. Aufzupassen ist bei den Gemüsen vor allem in der Familie der Kohlgewächse, aber auch bei den Kürbisgewächsen und Gänsefußgewächsen.


Sie erinnern sich an die Geschichte mit der Zucchini aus dem Jahr 2015, wo ein Mensch sich vergiftete. Wie kann so etwas passieren? Könnten Sie uns Laien das erklären?

Auch bei samenfesten Sorten können giftige Zucchini entstehen. Das kann aber nur passieren, wenn sich ein giftiger Zierkürbis eingekreuzt hat. Da Zucchini und Zierkürbisse zur selben Art gehören und Fremdbefruchter sind, finden Einkreuzungen statt, wenn diese gleichzeitig blühen. Das heißt konkret, wenn man Saatgut von Zucchini vermehren möchte, muss man sicher gehen, dass in der Nachbarschaft keine Zierkürbisse angebaut werden. Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man die Früchte vor dem Verkochen verkosten. Und wenn sie bitter schmecken, nicht verwenden! So kann eine Vergiftung ausgeschlossen werden.


Die drei Grundsätze der Permakultur: für die Mutter Erde sorgen, für die Mitmenschen sorgen und die Überschüsse teilen ..., Sie verwirklichen das. Wie machen Sie das mit den Überschüssen? Und kann man als Saatgutproduzentin überhaupt Überschüsse haben?

Die Überschüsse an Gemüse werden entweder als Ausgleich an freiwillig helfende Mitarbeiter gegeben oder gegen andere Dinge getauscht. Selbstverständlich kann man als Saatgutproduzentin auch Überschüsse haben, auch da wird dann getauscht oder das Saatgut für andere Zwecke, wie z.B. in der Küche oder zum Räuchern verwendet.
Ihr Betrieb bietet Ihnen Frieden und Freiheit, sagen Sie. Im Konkreten heißt das?

Wenn ich nach Feierabend durch meinen Garten streife, dann komme ich wieder ganz bei mir an. Das Gefühl der Freiheit habe ich durch meine Selbständigkeit – und durch meine Arbeit zum großen Teil im Freien an der frischen Luft.


Die Vielfalt an Samen und Sorten in Ihrem Betrieb ist enorm: 50 verschiedene Salat- und Gemüsesorten als Saatgut, aber auch scharfe Chilis, über ein Dutzend verschiedene Auberginensorten, von der Vielfalt der Tomaten und etlichen Raritäten ganz zu schweigen. Das alles hinzubekommen, basiert auf viel Wissen und etlichen Jahren gründlicher Beobachtung. Wie lange haben Sie gearbeitet, probiert, geforscht und gelernt, um all dies so hinzubekommen, dass Sie heute von Ihrem Betrieb leben können?

Ich konnte ja schon vor der Gründung meines eigenen Betriebs vieles durch meine gärtnerische Tätigkeit in anderen Betrieben lernen. Ich habe klein angefangen und habe mir nach und nach meinen Kundenstock und meinen Bekanntheitsgrad aufgebaut. So ist mein Betrieb stetig gewachsen und ich kann jetzt davon leben. Dies hat schon ein paar Jahre gedauert.


Die innere Ruhe finden Sie bei Ihren Pflanzen. Haben die Märkte, auf denen Sie Ihr Saatgut und Ihre Jungpflanzen anbieten – außer, dass sie für den Erfolg des Betriebes natürlich unabdingbar sind – auch etwas Anziehendes? Was gefällt Ihnen daran?

Mir gefällt es, mit den unterschiedlichsten Leuten ins Gespräch zu kommen und ich entdecke vor allem auf besonderen Märkten immer wieder interessante neue Sorten für mich, um sie zu testen und, wenn sie mir zusagen, sie in meinem Sortiment aufzunehmen.
Nicht nur Gemüse, sondern auch Blumen bilden einen festen Teil Ihres Angebotes. Haben Sie Lieblinge?

Die Bartnelken, diese verbinde ich mit meiner Kindheit und somit meinen Anfängen als „Gärtnerin“: Meine Oma hatte sie im Garten und sie haben mich damals schon fasziniert mit ihrem wunderschönen Farbenspiel, wenn sie sich immer wieder ausgesät haben. Auch die Herbst- Anemonen zählen zu meinen Lieblingen, diese werden allerdings nicht über Samen, sondern über Wurzelschnittlinge vermehrt.


Kreuzen Sie auch neue, eigene Sorten? Wenn ja, welche?

Nein, ich züchte keine eigenen Sorten, denn mit einer Kreuzung ist es dabei nicht getan ... Nach der Kreuzung fängt die Züchtungsarbeit erst an, die unter Umständen mehrere Jahre dauern kann, dazu nehme ich mir momentan nicht die Zeit. Ich betreibe Erhaltungszüchtung, d.h. ich vermehre die Sorten so weiter, wie sie ursprünglich gedacht waren.


Sie sind seit 1996 in Südtirol und auch hier immer schon biologisch wirtschaftend. Welche klimatischen Veränderungen haben Sie konkret, vor allem Ihre Pflanzen betreffend, beobachten können?

Meinen eigenen Betrieb habe ich erst 2011 gegründet. An klimatischen Veränderungen habe ich festgestellt, dass es immer mehr extreme Witterungserscheinungen gibt und man sich auf früher geltende sogenannte „Wetterregeln“ nicht mehr so sehr verlassen kann.


Warum ist Ihre Arbeit auch hinsichtlich des Klimawandels wertvoll, wenn nicht gar unabdingbar?

Da die samenfesten Sorten, wie ich sie vermehre, eine größere genetische Vielfalt haben, sind sie resistenter gegenüber extremen Witterungen, bzw. sie können sich schneller an wechselnde Umweltbedingungen anpassen.
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