Peter Klotz


☛ Amtsdirektor des Forstinspektorats Meran

 
Der Amtsdirektor des Forstinspektorats Peter Klotz leitet die Behörde seit 1991. Privat hat er, 1959 in Bozen geboren und in Eppan aufgewachsen, Freude an seiner Streuobstwiese im Überetsch, wo er neben den Baumfrüchten biologisch angebautes Gemüse erntet, aber auch an Skitouren, Tanz und Kultur. Vor allem die Musik hat es ihm angetan. Vor wenigen Jahren besuchte er die Staatliche Hochschule für Musik in Trossingen (D) und ließ sich zum Lehrer für Akkordeon ausbilden. Die Wirklichkeit, sagt er, bestehe aus Schwingungen; Musik und Natur seien sich da nicht unähnlich - und Balance und Harmonie ihre wichtigsten Elemente.
Herr Klotz, wie groß ist das Gebiet, das das Forstinspektorat Meran verwaltet? 

13.200 Quadratkilometer, also 132.000 Hektar. 


Wie definieren sich die Grenzen zwischen der Stadtgärtnerei Meran und dem Gebiet des Forstinspektorates Meran? 

Die Stadtgärtnerei ist für das Siedlungsgebiet zuständig. Die Forstbehörde Meran, zu der 28 Gemeinden mit insgesamt sechs Forststationen gehören, bewegt sich auf hydrogeologisch vinkuliertem Gebiet. Dazu gehört fast alles, außer die Gebiete der Talsohle. Rund 90 Prozent der Fläche Südtirols ist vinkuliert, das heißt sie unterliegen einer Nutzungsbeschränkung. Dazu gehören einige landwirtschaftlich genutzte Flächen, Almen, unproduktiv genutzte Flächen. Man kann davon ausgehen, dass praktisch alle Wälder Südtirols hydrogeologisch vinkuliert sind. 


Was zählt zu den wichtigsten Aufgaben der Forstbehörde? 

Rund 25 Prozent der Arbeit besteht aus Verwaltung. Das forstliche Dreibein besteht jedoch aus dem Erheben technischer Daten, der Funktion als Aufsichtsbehörde und der Beratung. Bei neun Makroaufgaben kommt etwas zusammen. Beispiele wären das Anlegen von Löschteichen, Zufahrtswegen, Wanderwegen, Weideverbesserungen, Restwasserkontrollen, Beratung der Waldbesitzer, damit der Wald gesund bleibt, aber auch Beratung für die Almflächen, die einen großen Teil ausmachen. Sowie unbürokratische, schnelle Hilfe bei Naturkatastrophen, wie beispielsweise bei dem Sturm Vaia, der 2018 wütete. Zivilschutz im Allgemeinen, also Koordination bei Waldbränden, Muren, verschütteten Hofzufahrten, Schneemessungen für präventive Maßnahmen, kooperative Unterstützung bei der Erstellung von Gefahrenzonenplänen. Aber wir bieten auch einwöchige Kurse für den richtigen Umgang mit der Motorsäge für verschiedenste Akteure an (Waldeigentümer, Feuerwehren, Straßendienst, Alpenverein, Gärtnerbetriebe, u.a.). Und wir sind in den Schulen unterwegs.
Was genau ist eine Forstbehörde in Südtirol?

Ein technischer Corps mit Polizeifunktion, der zuständig für die Forstwirtschaft, den Landschaftsschutz, den Bodenschutz und auch strafrechtliche Vollzugsmacht besitzt, (gerichtspolizeiliche Aufgaben).


Zu welcher staatlichen Behörde gehört er? Wem genau ist er zu-oder untergeordnet?

Es handelt sich in unserem Fall um keine staatliche Behörde, sondern aufgrund unserer Autonomie um einen Landesforstkorps, der bei der Abteilung Forstdienst angesiedelt ist.


Ihre Ziele?

Der Erhalt des Waldes und der Lebensräume. Dass durch die Nutzung des Waldes kein Schaden entsteht und die Artenvielfalt der Natur erhalten bleibt.


Worin liegen die größten Veränderungen der letzten Jahrzehnte?

Bei den Erdbewegungen. Und damit bei der schleichenden Veränderung der Landschaft.
Was macht Ihnen für das Meraner Gebiet am meisten Sorgen?

Der Wilddruck. Er ist so enorm, dass viele gesetzte Maßnahmen nicht greifen können. Stichwort: Aufforstung hinsichtlich des Klimawandels.


Warum bekommt man das nicht in den Griff?

Das Rotwild ist schwer regulierbar. Das Dilemma spitzt sich seit Jahren zu. Oben am Berg sind immer mehr Grünlandflächen eingezäunt, sodass das Wild sich noch mehr in den Wald zurückzieht und dort noch mehr Schaden anrichtet. Wir sehen Schwierigkeiten im Umsetzen der notwendigen Maßnahmen.


Welche Schmetterlingsarten haben stabile Bestände im Bereich des Verwaltungsgebietes der Forstbehörde Meran? Wo leben sie?

Diese Antwort kann nur ein ausgewiesener Experte im Bereich der Lepidopterologie (Schmetterlingskunde) geben. Allgemein kann ich sagen, dass Schmetterlinge naturnahe Landschaften brauchen. Im städtischen Bereich herrschen aufgrund der zahlreichen Zier- und Zuchtpflanzen oftmals zu künstliche Rahmenbedingungen. Auffallend ist, dass an den trockenen, felsig-sonnigen Hängen oberhalb Algund öfters schöne Schmetterlinge (Schwalbenschwanz, Admiral) anzutreffen sind. Hingegen sind häufig gepflegte Parkanlagen, wie z.B. am Tappeinerweg oder die exotischen Baumarten in Obermais nicht besonders förderlich für Schmetterlinge und andere Insekten, ebenso weist der riesige Pferderennplatz kaum Biodiversität auf um für Insekten attraktiv zu sein. Die heimische Biodiversität kann am besten durch strukturreiche und naturnahe Landschaft gefördert werden. Demgegenüber steht der Druck der Landwirtschaft, der häufig in einer Monotonisierung der Landschaft mündet.
Welche Fledermausarten gibt es? Wo leben sie? Was brauchen sie, um ihren Bestand gesund zu erhalten?

Unsere zahlreichen Kirchen sind außerordentlich wichtig für manche Arten. In den großen Dachböden über dem Kirchenschiff sowie im Gebälk des Kirchturms siedeln sich im Frühjahr oft viele Fledermaus-Weibchen ein, um ungestört den Raum als sogenannte Wochenstube zu benützen, dort ihr Junges zur Welt zu bringen und es großzuziehen.
Andererseits stellen der Insektizid-Einsatz in der Landwirtschaft, das Entfernen von Kleinbiotopen wie etwa das Zuschütten von Tümpeln, das Entfernen von „verwilderten“ Randzonen im Kulturbereich, das Verschließen von Dachböden und der Einsatz von Holzschutzmitteln auch bei uns eine große Gefahr für den Fledermausbestand dar. Wie die Nachforschungen der letzten Jahre gezeigt haben, scheint der Bestand mancher Arten hierzulande noch halbwegs intakt zu sein, wenn auch aus der Bevölkerung immer wieder zu hören ist, dass es früher viel mehr Fledermäuse gegeben hat. Leider fehlen aber in Südtirol Aufzeichnungen aus früheren Jahren, die einen zahlenmäßigen Vergleich zulassen würden. Der enorme Rückgang zahlreicher Arten in Mitteleuropa sollte uns jedoch hellhörig machen. Die Fledermäuse im Meraner Raum haben hauptsächlich ihr Sommerquartier hier und nur ein geringer Teil ihrer Population richtet sich auch das Winterquartier hier ein. Einige Arten leben im Untermaiser Friedhof unterhalb der historischen Rundbögen der Totenhallen wie z.B. das Kleine Mausohr (Myotis blythii). Im Bereich der St. Valentinkirche in Obermais siedelt sowohl die Kleine als auch Große Mausohr (Myotis myotis), ebenso sind mehrere Individuen in der Zone Gratsch und in der Zone Karl-Wolfstrasse beheimatet.

Im Allgemeinen sollten diese Lebewesen nicht gestört werden, besonders im Frühjahr sollten die Jungen für 6 Wochen ungestört aufwachsen können. Jedes Muttertier zeugt nur ein Jungtier, besonders delikat für ihr Überleben ist dabei die Zeit von März bis Juni. Für uns Menschen erscheint der dabei produzierte Kot manchmal unangenehm. Für die Sicherung der Bestände wäre es wichtig zu wissen, wo die jeweiligen Kolonien ihre Jagdgebiete haben, um etwaige negative Eingriffe in die Insektenfauna verhindern zu können. Im Herbst übersiedeln die Mausohren in Felshöhlen, wo sie als Einzelgänger den Winter verbringen.
Warum ist Totholz so wichtig?

Weil es für unzählige Lebewesen, auch Pilze und Bakterien, ein unersetzlicher Lebensraum ist und damit Teil eines geschlossenen Kreislaufes. Es garantiert das Überleben der für diesen Lebensraum wichtigen Insekten und anderen Lebewesen.


Probleme, die der Wald zu tragen hat?

Nun, es gibt den Borkenkäfer, die Kastaniengallwespe, ein Eschensterben. Es wird versucht, der Kastaniengallwespe mit einem natürlichen Gegenspieler, der aus China importierten Schlupfwespe Torymus sinensis entgegenzuwirken. Generell ist es jedoch so, dass der Mensch dazu neigt, alleine seine Interessen zu betrachten, denn die Natur kann sich im Allgemeinen regulieren und erholen. Man sollte den Blickwinkel ändern.


Und was passiert mit dem Holz des Borkenkäfers?

Es wird mit einem reduzierten Marktpreis von den Händlern gekauft. Es weist im Allgemeinen eine dünne Schicht einer Blaufärbung auf, die nur wenige Zentimeter ausmacht. D.h., viel Masse des Bauminneren kann verwendet werden. Für die Händler ist das ein gutes Geschäft.


Im letzten Jahr wurden in Ihrem Bezirk drei neue Löschteiche angefertigt, das Gebiet hat wohl rund 60 davon. Warum sind sie so wichtig?

Bei Waldbränden ist man für jeden extra Tropfen Wasser dankbar. Die drei im letzten Jahr angelegten Löschteiche bestehen aus einer Abdichtung aus sog. Bentonit, ein spezielles Tonmineral. Diese ganzheitliche Bauweise der Löschteiche dient dann den Lebewesen als Lebensraum, sie fungieren gleichzeitig als Biotope.


Doch sie dienen nur den kleineren Lebewesen, denn Löschteiche haben immer einen Zaun. Warum eigentlich?

Ja, die Zäune sind leider gesetzlich vorgeschrieben. Es geht wohl um die Gefahr, in einem Löschteich ertrinken zu können.


Worin bestehen die gröbsten Fehler der Menschen in der Natur? Seien es Freizeitsportler, Wanderer, Mountainbiker …

In der fehlenden Achtsamkeit ihrer Umgebung und im Stören der sich dort befindenden Lebewesen.


Das Forstinspektorat ist auch in den Schulen tätig.

Ja, rund 2.000 Kinder im Jahr machen bei unseren waldpädagogischen Aktionen und bei Waldtagen mit ihren Lehrpersonen mit. Und einmal im Jahr, immer im Frühling, veranstalten wir ein Baumfest, wo viele Kinder kommen. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen Stadt- und Dorfkindern. Viele Kinder aus kleineren Dörfern kennen schon Bäume mit ihren Namen und etliche Tierarten, sie sind einfach näher am Geschehen. Das Interesse im Allgemeinen ist bei allen Kindern sehr groß.


Ihr Wunsch an all jene, die sich in der Natur aufhalten?

Das ist einfach formuliert. Es geht um die Wertschätzung. Was man wertschätzt, das schont man auch. Es geht um die Achtsamkeit den anderen Lebewesen gegenüber. Das oberste Gebot im Winter: die Wildtiere nicht stören!
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